Department for
German Language and Literature
Faculty of Humanities and Social Sciences University of Zagreb
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Interview mit Julia Mitterbauer, Erasmusstudentin aus Graz Print

- Hallo Julia, kannst du dich kurz vorstellen?

Hallo, ich bin Julia Mitterbauer und ich komme aus Österreich, wo ich Übersetzen mit Kroatisch und Spanisch studiere. Ich bin nach Zagreb gekommen, um meine Sprachkenntnisse im Kroatischen für das Masterstudium zu verbessern und habe in diesem Zuge einige Kurse an der Germanistik hier an der Philosophischen Fakultät in Zagreb besucht.

- Hattest du irgendwelche Erwartungen an die Germanistik bevor du nach Zagreb gekommen bist?

Bevor ich hergekommen bin, habe ich eigentlich nicht wirklich viel über die Germanistik gewusst. Ich war sogar sehr überrascht, dass wirklich in jedem Kurs Deutsch gesprochen wird. Bei uns ist es so, dass selbst in Kroatischkursen auf Deutsch anstatt Kroatisch gesprochen wird und hier spricht man sehr sehr viel Deutsch, was, wie ich finde, für die Studierenden hier aber sehr gut ist. Sonstige Erwartungen – eigentlich keine, weil ich denke, dass an allen Universitäten und Fakultäten unterschiedlich unterrichtet wird. So gibt es auch in Graz und in Wien Unterschiede im Unterricht. Manche Fakultäten sind eher theoretisch orientiert, andere praktischer, deswegen hatte ich keine besonderen Erwartungen, als ich nach Zagreb gekommen bin. Ich wollte mich einfach überraschen lassen. Aufgefallen ist mir aber, dass die Lehrenden wirklich sehr viel Zeit in ihre Sprachkenntnisse investiert haben. Ich hatte hier keinerlei Verständnisprobleme, alle sind sehr nett, besonders auch, wenn ich mir zum Teil wegen irgendwelchen Ausdrücken nicht sicher bin und etwas nachfrage.

- Was waren deine ersten Gedanken zum Popoj - Projekt?

Mein erster Gedanke bei der Frage zum Projekt war, bezüglich der Abstimmung. Ich wusste gar nicht, ob ich überhaupt mitbestimmen sollte. Ich habe mir schon gedacht: “Warum nicht an so einem Projekt teilnehmen?” Das ist immer interessant und man kann mit den anderen enger zusammenarbeiten, was einem als Erasmus- bzw. Austauschstudenten hilft, da man so leichter mit den restlichen Studierenden in Kontakt kommt. Aber ich wollte nicht, dass es meine Entscheidung ist. Immerhin bin ich nur ein Semester hier und ich dachte, dass es für die anderen Studierenden deshalb bedeutender ist, weil es einen wichtigen Teil ihres Studiums ausmacht. Außerdem bin ich ja auch auf Erasmus hier und möchte das kroatische System besser kennen lernen. Da hat mich schon interessiert wie sich die Studierenden entscheiden werden.

- Hast du vor dem Projekt Vorwissen zu den politischen Systemen in Deutschland, Österreich und Kroatien gehabt?

Natürlich, weil wir - Deutschland, Österreich und Kroatien - eine gemeinsame Geschichte haben. Man merkt es am System und an verschiedenen Wörtern aus dem Alltag. Teilweise konnte ich die österreichischen Begriffe für die Institutionen oder wie sie sich unterscheiden von den anderen Begriffen herleiten. Besonders toll fand ich auch, dass wir über die jeweiligen Benennungen in den drei Ländern explizit gesprochen haben. zum Beispiel wie man die Politiker im Staat genau nennen soll: Wo zum Beispiel der Unterschied zwischen einem Regierungschef und einem Ministerpräsidenten bzw. gar einem Kanzler liegt. Das unterscheidet sich in jedem Land und für mich war es wirklich toll, diese Termini genau zu analysieren und zu bestimmen. Einige Sachen sind mir jetzt bewusster geworden, obwohl ich bereits vor dem Projekt ein gewisses Vorwissen hatte.

- Hat dir die Arbeit an Popoj geholfen?

Geholfen hat es mir auf alle Fälle, weil ich jetzt das Fachvokabular für den Bereich Politik kenne. Das ist ein sehr wichtiges Vokabular, das jeder Übersetzer und Dolmetscher beherrschen sollte. Natürlich konnten wir nicht alle Themenbereiche abdecken, aber es hat mir wirklich geholfen. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, sich weiter mit dem politischen System in den Ländern der EU zu befassen und eventuell an Popoj weiterzuarbeiten.

- Denkst du, dass unser Popoj für andere Übersetzer hilfreich sein könnte?

Ja! Ich bin mir sicher, dass Popoj einen sehr großen Wert hat. Ich habe mir schon früher gewünscht, so etwas ähnliches zu haben. Bereits im Bachelor haben wir politische Themen behandelt und wenn wir etwas übersetzt haben und dafür Entsprechungen gesucht haben, haben wir möglicherweise die falsche Entsprechung gewählt, weil wir noch zu unerfahren waren und nicht die richtigen Hilfsmittel zur Verfügung hatten. Hätte man von Anfang an ein Glossar wie dieses, dann könnte man von Anfang an korrekt übersetzen und man würde nicht zuerst möglicherweise falsche Termini lernen. Außerdem ermöglicht dieses Glossar die Sicherung der Verwendung von einheitlichen Termini im deutschen und kroatischen Sprachraum, was meiner Meinung nach auf alle Fälle notwendig ist.

- Gibt es noch andere Bereiche, die deiner Meinung nach auf diese Art bearbeitet werden sollten?

Ja. Nicht nur die politischen Institutionen sollten beachtet werden. Ich denke, dass der Bereich der Politik noch viel größer ist und der Bereich der Wirtschaft ebenso ein wichtiges Thema wäre, aber auch die Fachtermini, welche die Ausbildung betreffen. Prinzipiell darf man, denke ich, keinen Bereich ausschließen, weil es immer und überall Termini gibt, für die man keine passende Entsprechung findet oder gar eine falsche verwendet. Aber ja, meiner Meinung nach sollte man sich besonders mit Themen befassen, die für die Länder in einer Gemeinschaft (wie der EU) wichtig sind und bei denen man keine Übersetzungsfehler machen darf.

- Liebe Julia, vielen Dank für dieses angenehme Gespräch. Wir hoffen, dass du etwas Neues gelernt und dabei Spaß gehabt hast!

Petra Koljnrekaj, Julia Mitterbauer, Petra Špoljar