Odsjek za germanistiku Filozofski fakultet Sveuilite u Zagrebu
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Zagreber Germanistische Beiträge - Nr. 14 - Inhalt / Sadržaj Ispis

LITERATURWISSENSCHAFT:

ANTAGONISTISCHE BEWEGUNGEN. EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE DES LITERARISCHEN FELDES IN EUROPA UM 1900
Christine MAGERSKI

Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf der Annahme, dass sich die literarischen Entwicklungen um 1900 als gesamteuropäischer Modernisierungsprozess beschreiben lassen, in dessen Verlauf der literarische Diskurs an Schärfe und Kontur gewann. Mit Naturalismus und Symbolismus werden jene Pole der frühen Avantgarde näher untersucht, mit denen das Neben- und Gegeneinander künstlerischer Richtungen einen Höhepunkt erreichte. Systematisiert werden die sich zu einem eigengesetzlichen Raum verdichtenden Positionen unter Anwendung des von Bourdieu entworfenen differenztheoretischen Modell des literarischen Feldes. 


DER STILLE BEOBACHTER THOMAS MANN. ÜBERLEGUNGEN ZU EINEM SOZIAL-REVOLUTIONÄREN AUFSCHREI IN MANNS ERZÄHLUNG GEFALLEN
Tihomir ENGLER

Im Beitrag wird der erzähltechnische und stofflich-thematische Hintergrund von Manns Erstling, der Novelle Gefallen, hinterfragt, und zwar angeleitet durch die Frage nach der Einstellung des Autors zur sozialen Problematik seiner Zeit. Es wird darauf hingewiesen, dass sich Mann in dieser Novelle der sozialen Problematik im Rahmen eines Pars-pro-Toto-Verfahrens bedient, um die Modernisierung und Aktualisierung der vorherrschenden Erzählweise voranzutreiben, deren Zielsetzung aber vordergründig in der Auseinandersetzung des Autors mit der Dichotomie zwischen dem taktilen und dem skopischen Register anzusiedeln ist. 


LITERATUR AUS SPIELFREUDE. CARL STERNHEIMS KOMÖDIEN (1909-1914)
Boris DUDAŠ

Carl Sternheim schrieb zwischen 1909 und 1913 fünf Komödien, die untereinander große Unterschiede aufweisen. Wenn man sie bzw. ihre Bauelemente miteinander vergleicht, merkt man eine konsequente Entwicklung, die mit der Entwicklung der Gattung Komödie im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts korrespondiert. Welches ‚geistige Prinzip' lag aber dieser Entwicklung zugrunde? Die Antwort ist möglicherweise banal, dennoch trotzdem faszinierend: die Spielfreude.


"EINZIG UM DEN KLANG MEINER MUTTERSPRACHE WIEDERZUHÖREN". ZUR EXIL- UND SHOAH-LYRIK VON STELLA ROTENBERG
Slavija KABIĆ

Das lyrische Werk Stella Rotenbergs (1916) steht im Zeichen der Verbannung und Verfolgung, der physischen Vertreibung und Ausgrenzung aus der deutsch-jüdischen Kultur- und Geistesgeschichte, der sie bis zu ihrer Flucht 1939 angehörte. Die zwischen 1940 und 1995 entstandenen Gedichte legen vor allem Zeugnis von der Fülle ihrer Gefühle gegenüber jenen historischen Ereignissen ab, die Leidensstationen des jüdischen Volkes zwischen 1933 und 1945 waren: von Flucht, Angst und Heimatlosigkeit, von Trauer, Bitterkeit und Verzweiflung. Ihre Lyrik ist vor allem dem Andenken an die Shoah gewidmet.


ZUR LYRIK NACH AUSCHWITZ. CELANS SPRACHGITTER UND BENNS NUR ZWEI DINGE
Tomislav ZELIĆ

Lyriker und Literaturwissenschaftler haben Adornos provokatives Diktum, "nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch", oft als prinzipielles Gedichtverbot missverstanden. Berücksichtigt man spätere Präzisierungen, Korrekturen und Revisionen, lässt sich ein normativer Maßstab für Lyrik nach Auschwitz aufstellen, wonach in authentischen Kunstwerken, "das äußerste Grauen nachzittert". Vor diesem Hintergrund werden zwei Gedichte, Celans Sprachgitter und Benns Nur zwei Dinge, formal und inhaltlich analysiert und interpretiert. Celans hermetischer Lakonismus, formal und inhaltlich innovativ, zielt auf eine dialogische Utopie ab, die den Maßstab erfüllt. Benns monologischer Regress, formal und inhaltlich weitaus traditioneller, fällt hinter den Maßstab zurück.


DER ERZÄHLER IM POSTMODERNISTISCHEN ANTI-HEIMATROMAN
Goran LOVRIĆ


LUTHER ALS PANDORAS BÜCHSE DES JUDENHASSES? ZUR HÖLLENFAHRT DER DOGMATISCHEN DEUTSCHEN CHRISTEN UND ATHEISTEN IN STEFAN HEYMS AHASVER
Željko UVANOVIĆ

S. Heyms gewagte These im Roman Ahasver lautet, dass die deutsche antisemitische und antizionistische Vergangenheit zu einem beträchtlichen Teil im Schatten von Martin Luthers judenfeindlicher Lehre stand. Die Ahasver-Figur distanziert der Autor vom Luziferischen und alliiert sie mit Jesus. Vertreter des antisemitischen Dogmatismus in Kirche und Staat werden hingegen als Anhänger Luzifers als Inbegriff des Bösen entlarvt. Wenn der Roman vor dem Hintergrund der heutigen Diskussion über falsche nationale Identifikationen und das Bedürfnis an multikultureller Toleranz gelesen wird, könnte ihm sogar eine kritisch-utopische, ökumenische Potenz zugesprochen werden.


SPRACHWISSENSCHAFT:

GRUNDZÜGE EINER GESCHICHTE DER ÄLTEREN DEUTSCHEN ORTHOGRAPHIE IN ÖSTERREICH
Richard REUTNER

Im Beitrag werden die Grundzüge einer Geschichte der älteren deutschen Orthographie in Österreich skizziert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die österreichischen Vorkonferenzen zu den beiden Berliner Konferenzen von 1876 und 1901 sowie auf die in Österreich zwischen 1879 und 1941 erschienenen orthographischen Regelwerke gelegt. Auf Forschungsdesiderata wird ebenso verwiesen.


LÄSST SICH RECHSTSSPRACHE VISUALISIEREN?
Ada GRUNTAR JERMOL 

Im vorliegenden Beitrag werden "innovative" Hilfsmittel für das Übersetzen juristischer Texte präsentiert. An Hilfsmitteln, die Übersetzern von Rechtstexten zur Verfügung stehen, mangelt es nicht. Es gibt zahlreiche gemeinsprachliche wie fachliche Wörterbücher sowie Fachlexika und Glossare mit Begriffsdefinitionen. All diese Hilfsmittel haben eines gemeinsam: Sie liefern Informationen zu isolierten Termini, aber nicht die Zusammenhänge und damit das (Fach)Wissen, das für einen adäquaten Sprach- und (Rechts)Kulturtransfer oft unabdingbar ist. An diesem Problem setzt meine Untersuchung an. Ich gehe der Frage nach, welche Hilfsmittel, welche Systeme entwickelt werden können, die es Übersetzern ermöglichen, Einblicke in die semantischen Beziehungen zwischen Termini zu gewinnen. Wie und in welchem Umfang lassen sich solche Systeme bilden, und wie kann in ihnen eine möglichst anschauliche Darstellung erzielt werden?


FACHDIDAKTIK:

REFORMVORAUSSETZUNGEN UND -PERSPEKTIVEN DER DEUTSCHLEHRERBILDUNG IN KROATIEN
Siegfried GEHRMANN / Ana PETRAVIĆ

Der Aufsatz beschäftigt sich mit unterschiedlichen Modellen der Deutschlehrerbildung in Mittelost- und Südosteuropa im Zuge des Bologna Prozesses; es wird der Frage nachgegangen, inwieweit diese Modelle den sich verändernden Anforderungen an die Lehrerbildung entsprechen und vor welchen Herausforderungen die Deutschlehrerbildung im Ausland gegenwärtig steht. Hierzu wird am Beispiel des Deutsch-Studiengangs an der Zagreber Fakultät für Lehrerbildung der das Modell einer berufs- und wissenschaftsbezogenen Deutschlehrerbildung vorgestellt und vor diesem Hintergrund eine Reformperspektive skizziert.


MITTEILUNGSGRAMMATIK IM UNTERRICHT. DEUTSCH ALS FACHSPRACHE IM TOURISMUS
Nevenka BLAŽEVIĆ

In diesem Beitrag werden Inhalte einer Mitteilungsgrammatik für den Unterricht Deutsch als Fachsprache im Tourismus definiert. Zu diesem Zweck wurde zuerst eine lexikalische  und danach eine morphosyntaktische Analyse des ausgewählten Korpus durchgeführt, die gezeigt haben, welche Verben, Substantive, Pronomen, Adjektive, Präpositionen und Konjunktionen im Korpus besonders frequent sind und in welchen morphologischen Formen und Zusammenhängen sie am häufigsten vorkommen. Quantitative Analyse der Satzarten wurde auch in die Analyse einbezogen. Die Angaben für die mündliche und für die schriftliche Kommunikation werden getrennt dargestellt. Die Resultate der Untersuchung werden als Grundlage für die Erstellung einer Übungsgrammatik für Deutsch als Fachsprache im Tourismus dienen.


KULTURGESCHICHTE:

DIE DEUTSCHE SPRACHE IN KROATIEN VON 1815 BIS 1848. ERGEBNISSE EINER INTERKULTURELLEN UNTERSUCHUNG
Daniel BARIC

In diesem Beitrag wird zunächst die allgemeine sprachliche Situation in Kroatien zwischen 1815 und 1848 beschrieben, dann werden die verschiedenen Strategien erwähnt, welche angewandt wurden, um Deutsch zu lehren und zu lernen und schließlich soll das Verhältnis zwischen Instanzen der Autorität (in der Rechtsprechung, den konfessionellen Gemeinden und der Armee) und der deutschen Sprache dargestellt werden.


TAGUNGEN:

Svjetlan LACKO VIDULIĆ
TAGUNG ÖSTERREICHISCHER UND KROATISCHER GERMANISTEN (OPATIJA, SEPTEMBER 2005)


BESPRECHUNGEN:

Christine MAGERSKI:
WIENER GERMANISTIK IN DER NAZIZEIT
Irene Ranzmaier: Germanistik an der Universität Wien zur Zeit des Nationalsozialismus. Karrieren, Konflikte und die Wissenschaft, Böhlau Verlag, Wien 2005

Svjetlan LACKO VIDULIĆ:
KATALYSATOR DER MODERNE-FORSCHUNG
Jeanne Benay und Alfred Pfabigan [Hg.]: Hermann Bahr - Für eine andere Moderne. Peter Lang Verlag, Bern 2004 [zugl. Universität Metz, Reihe Convergences, Bd. 34]

Milka CAR:
EIN WICHTIGER BEITRAG ZUR KULTURTRANSFERFORSCHUNG
Helga Mitterbauer, Katharina Scherke [Hg.]: Ent-grenzte Räume. Kulturelle Transfers um 1900 und in der Gegenwart, Studien zur Moderne 22, Passagen Verlag, Wien 2005

Milka CAR:
PORTRÄT EINES ZEITGENÖSSISCHEN AUTORS
Kurt Bartsch und Verena Holler [Hg.]: Robert Menasse, Dossier Band 22, Literaturverlag Droschl. Graz - Wien 2004

Renata CORNEJO:
IN MEMORIAM LIBUŠE MONÍKOVÁ
Brigid Haines - Lyn Marlen [ed.]: Libuše Moníková in Memoriam, Amsterdam/NewYork: Rodopi, 2005 [= German Monitor 62]

Nevenka BLAŽEVIĆ:
GEBRAUCHSTEXTE
Nada Ivanetić: Uporabni tekstovi. Zavod za lingvistiku / Ffpress, Zagreb 2003